Quartiersmeister für Lehe
Nicht von heute auf morgen, so Allers,
sondern langfristig. „Um grundsätzlich
etwas zu ändern braucht man Zeit, acht
bis zehn Jahre, vielleicht auch zwölf.“
Über solch einen Zeitraum müsse dann
auch die Finanzierung angelegt sein.
Wo das Geld herkommt und wie es zu
beschaffen ist, ist noch nicht raus. Doch
die SPD sei fest entschlossen, das The-
ma gemeinsam mit ihrem Koalitionspart-
ner, den Grünen, anzupacken.
„Wir doktern immer nur an Einzelproble-
men herum“, sagte Allers, „So funktio-
niert das nicht.“ Im Frühjahr sollen des-
wegen alle Akteure im Viertel eingeladen
werden, um die Rahmenbedingungen
und die Aufgabenbereiche eines Quar-
tiersmeisters gemeinsam abzustecken.
Schwerpunktthemen sollen die sozialen
Probleme im Viertel und der Immobilien-
bereich sein, meint der SPD-Fraktions-
vorsitzende: „Also der Umgang mit her-
untergewirtschafteten Häusern, Sanier-
ung und Neubau.“
Ein weiteres Problem, das auch der
Stadtteilkonferenz auf den Nägeln
brennt, ist der Dreck auf den Straßen.
„Da müsse man den Eigentümern mehr
auf den Zahn fühlen, hieß es aus dem
Publikum. Das Problem: Die wohnen
häufig gar nicht in Bremerhaven, haben
sich vielleicht einmal eine Eigentums-
wohnung andrehen lassen und können
nicht einmal mehr die Zinsen für den
Kredit aufbringen. Grundsätzlich, so
CDU-Fraktionschef Paul Bödeker, seien
ja die Parterre-Bewohner für das Sau-
berhalten der Straße zuständig. Er wisse
aber auch, wie schwierig es mitunter sei,
bei denen Gehör zu finden. Er regte an,
kommunale Beschäftigungsprogramme
danach zu prüfen, ob nicht wieder ein
Reinigungsdienst in Lehe organisiert
werden kann.
Man dürfe aber auch nicht alles auf die
Stadt schieben, mahnten Grünen-Frakti-
onsvorsitzender Claudius Kaminiarz und
Alexander Niedermeyer (Piraten). Es sei
auch wichtig, immer wieder an die sozia-
le Verantwortung zu appellieren und das
Bewusstsein dafür zu stärken, dass alle
Bewohner des Ortsteils dafür mit verant-
wortlich sind. Der FDP-Landesvorsitzen-
de Hauke Hilz schlug eine „Informations-
kampagne“ vor: „Damit jeder weiß, wo er
anzurufen hat und an wen er sich wen-
den kann, wenn es irgendwo Probleme
gibt.“
Das würden auch die Hausbesitzer be-
grüßen, die in der Stadtteilkonferenz
von merkwürdigen Telefongesprächen
mit Hausverwaltungen und städtischen
Behörden berichteten. „Da schiebt einer
die Verantwortung auf den anderen“,
hieß es.
Als Konferenzsprecher Carlos Freidl da-
rüber abstimmen ließ, ob die Stadt beim
Sauberhalten des Goethestraßenquar-
tiers mehr als zuletzt behilflich sein soll-
te, gab es ein eindeutiges Ergebnis: Alle
der rund 60 Teilnehmer wünschen sich
das.
Nordsee-Zeitung vom 15.12.2012